Verstärkung des Westdeiches

Die Verstärkung des Westdeiches auf Norderney hat begonnen. Dabei soll auf dem 800 Meter langen Stück zwischen Westbad und Hafen in den kommenden Monaten eine zehn Meter breite Promenade aus aufgehelltem Asphaltbeton entstehen.

Auf dem Luftbild ist der Verlauf der geplanten Arbeiten zu sehen. Luftbild: Stromann/NLWKN

Diese Promenade im Anschluss an die Deichböschung soll das Schutzniveau verbessern, so die Mitteilung des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN). Dieser Asphalt ist bereits an anderen Abschnitten der Norderneyer Promenade eingesetzt. „Am Ende soll sich das Vorhaben stimmig in das Gesamtbild der Schutzwerke auf der Insel einfügen“, sagt Prof. Frank Thorenz, Leiter der NLWKN-Betriebsstelle Norden-Norderney.

Erster Abschnitt bis Herbst

Bis zum Herbst sollen die ersten 400 Meter der Anlage modernisiert sein. Und am Ende des zweiten Abschnittes soll der untere Deichbereich in eine moderne Schutzkonstruktion umgebaut sein. Der Landesbetrieb rechnet mit Kosten von rund 4,8 Millionen Euro.

Solche Vorhaben  sind nur im schmalen Zeitfenster der weitgehend sturmflutfreien Zeit zwischen April/Mai und September möglich. Daher ist die Fortsetzung der Arbeiten für April/Mai 2022 geplant.

Technisch diene die Betonfläche als Sicherung der Deichböschung gegen brechende Wellen in schweren Sturmfluten. Wie der NLWKN erklärt, schwankt das Strandniveau im Bereich des Westdeiches sehr stark. Als Absicherung gegen Unterspülung soll der Fußpunkt des Deckwerkes deshalb tief in den Strand eingebunden werden. Zusätzlich sei eine Sicherung durch eine Spundwand geplant.

Belastung durch brechende Wellen

Die Bauarbeiten starten jetzt mit der Einrichtung der Baustelle. Im Anschluss daran wird die alte Konstruktion abgebrochen und durch ein modernes Deckwerk aus Wasserbausteinen ersetzt. Im Gegensatz zur derzeit senkrechten Bauweise erhält das neue Deckwerk eine Neigung von eins zu vier. Die Steine sollen mit einem Spezialmörtel vergossen werden. „Diese Bauweise gewährleistet, dass die Anlage den starken Belastungen durch brechende Wellen in Sturmfluten schadlos widerstehen kann und so der Deichfuß optimal geschützt ist“, erklärt Thorenz.

Das Querprofil zeigt, wie die Arbeiten am Weststrand geplant sind. Skizze: NLWKN

Wie bei allen Arbeiten auf der Insel hätten die Küstenschützer auch die touristische Bedeutung im Blick. „Unter Rücksichtnahme auf die besonderen Umstände auf der Insel werden wir mit den Arbeiten im Bereich des Westbades beginnen, um den Baufortschritt möglichst schnell vom touristisch genutzten Bereich wegzubewegen“, so Frank Thorenz.

Umleitung für Fußgänger

Für Fußgänger, die am Deichfuß entlang gehen wollen, gibt es eine Umleitung über die Deichkrone. Am Strand werde die Baustelle überwiegend passierbar bleiben, so die Mitteilung. Bereits ausgelagert für die Zeit der Arbeiten ist der Spielplatz am Weststrand mit dem Piratenschiff.

Die Arbeiten waren dringend nötig. So seien in den vergangenen Jahren immer wieder Reparaturen erforderlich gewesen. Und der Zustand genüge den heutigen Ansprüchen an die technische Konstruktion von Deichen nicht mehr, so Thorenz.

Mehr als 100 Jahre alt

Wenn man die Geschichte betrachtet, dann wird das deutlich. Denn die Fußsicherung, um die es jetzt geht, stammt in wesentlichen Teilen aus den Anfangsjahren des damaligen Flugplatzes, also aus der Zeit des Ersten Weltkrieges. Kein Wunder, dass das mehr als 100 Jahre alte Bauwerk seine Macken hat.

„Damals setzte man hier auf eine senkrechte Wand aus Betonelementen zur seeseitigen Sicherung, ergänzt durch großformatige Betonplatten, die heute vor dem Westdeich noch erhalten sind“, erinnert Frank Thorenz. Auf diesem ehemaligen Flugfeld wurde zwischen 1979 und 1983 der Westdeich als Sturmflutschutz für den südwestlichen Inselbereich errichtet.

Beitragsbild: Lippe/NLWKN