News von Norderney

Tourismus

01.03.2011
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Wie Bismarck Norderney erlebte

Otto von Bismarck – Norderney – Sommer 1844

Norderney erlebt seine absolute Blütezeit im ausgehenden 19. Jahrhundert. Der Beginn des ersten Weltkrieges im Sommer 1914 wirkte wie eine Zäsur – nie wieder erlangte die Insel gleiche Bedeutung. Der Beginn des Seebades ersten Ranges verlief allerdings eher schleppend.

Kurplatz Norderney 1867

Otto von Bismarck verbrachte 1844 als 29jähriger Erholungssuchender seinen Sommerurlaub auf Norderney. Norderney war Sommerresidenz der Welfen – eine kleine aber sehr feine Insel. Als Besucher kamen nicht nur Adlige aus dem Königshaus Hannover, sondern auch andere deutsche Adelsfamilien, Diplomaten, Politiker aus ganz Europa. Die Insel erlebte Bismarck vor ca. 170 Jahren ein wenig anders als heutige Urlauber:

An- und Abreise:

Bismarck hat sich in Nienburg an der Weser eingeschifft, die Schiffsreise dauerte 2 Tage. Das Dampfschiff ist erst 60 Jahre vorher erfunden worden und führte zur Sicherheit noch Segel mit sich. Die Rückreise ging mit dem Dampfschiff über Helgoland nach Hamburg. (Heute: 45 Minuten ab Norddeich, Ruhrgebiet – Norderney 3 Stunden)

Verpflegung:

Bismarck nahm am täglichen table d’hote teil. Im Conversationshaus wurde jeden Tag zwischen 13.00 und 17.00 Uhr ein umfangreiches Essen serviert. An den ungraden Tagen gab es Schellfisch, Bohnen, Hammel und als Nachtisch süßen Gries mit Fruchtsauce, an den geraden Tagen Seezunge, Erbsen, Kalb und als Nachtisch Pudding mit Rosinen. In den Sommermonaten nahmen täglich bis zu 300 Personen am Mittagstisch teil. (Heute: Im Sommer halten sich ca. 25ooo Urlauber auf der Insel auf)

Reisedauer und Unterkunft:

Bismarck blieb 5 Wochen und wohnte in der Marienstraße (Nummer 1a Gedenkplakete ist am Haus angebracht). (Durchschnittliche Reisedauer 2005: 7 Tage)

Unterhaltung:

Bismarck badete in der Nordsee (mit Badekarren und Badediener) zwischen 6.00 morgens und 6.00 Uhr abends bei Hochwasser. Er löste hierfür eine Badekarte. Vor und nach dem Bad in der Nordsee ging er spazieren, spielte Whist (Vorform von Brigde), kegelte, schoss Kanninchen oder Delphine und aß Austern. Abends ging er 1 bis zwei Stunden im Conversationshaus tanzen. (Badekarren gibt es nur noch als Umkleiden und zum Heiraten)

Wetter:

Durchwachsen – es konnte aber auch richtig schlecht sein: „… kalte kahle Häuserchen, Regen und wieder Regen, jeder hockt in seinem Bau ohne irgendeinen Vereinigungspunkt, und mit der Ausnahme der viertel Stunde, die ich im Wasser zubringe, finde ich es melancholisch, daß ich nicht einmal den Entschluß zum Arbeiten fassen kann und am liebsten vom Morgen bis zum Abend im Bett liegen möchte und Romane lesen.“ (30.08.1853 ein späterer Besuch Bismarcks) (Wetter ist weiterhin durchwachsen, Funktionsbekleidung und „Indoor“-Unterhaltung – Badehaus, Kino etc. haben sich aber stark verbessert)

Zahlen – Fakten:

185 Gebäude. 894 Einwohner, 1.871 Kurgäste, 22.784 kalte und warme Seebäder. (2005: ca. 2000 Gebäude, 6000 Einwohner, 320.000 Kurgäste)