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Wirtschaft

24.09.2022
Hygge
4,8 bei 9 Bewertungen

Schließungen in der Insel-Gastronomie

Die Norderneyer Gastronomie ist immer im Wandel. Zur Saison öffnen neue Lokalitäten, zum Saisonende schließen einige. Durch Corona und den Fachkräftemangel, durch Preissteigerungen und die Wohnungsproblematik hat sich die Lage für die Betriebe verschärft. Aber auch andere Gründe können Ursache für Schließungen in der Insel-Gastronomie sein. Und die Betreiber ziehen ihre Konsequenzen.

Die Außenterrasse der Mühle ist bei gutem Wetter beliebt. Bei kühleren Temperaturen ist es drinnen gemütlich und urig.

In nächster Zeit schließen unter anderem Hygge, Mühle und Scheerers. Dem hartnäckigen Gerücht, dass auch das Neptun seine Pforten schließt, widerspricht dessen Wirt. Kein Gerücht ist aber, dass die Mühle zu Ende Oktober schließt. Das historische Gebäude ist an die Stadt verkauft. Und schon lange nicht mehr geöffnet ist das Lieke Deeler. Dort hängt seit Monaten ein Schild im bereits verstaubten Fenster: „Liebe Gäste. Das Restaurant ist zurzeit geschlossen.“ Auch die Kellerbar Tiffany ist geschlossen.

Lieke Deeler

In der Tide im Thalasso Hotel Nordseehaus an der Bülowallee weisen die Betreiber auf die Gründe für die Schließung deutlich hin: „Liebe Gäste, leider sehen wir uns betriebsbedingt veranlasst, das Restaurant Tide bis auf weiteres zu schließen. Leider fehlt uns das Fachpersonal, um das Restaurant in der Qualität und Güte für Sie zu führen. Wir bedauern diesen Schritt gehen zu müssen und bitten um Ihr Verständnis.“ Personalmangel ist ein großes Thema auf der Insel. In einigen Restaurants gibt es jetzt mehr Ruhetage in der Woche, um mit den noch vorhandenen Mitarbeitern den Betrieb aufrechterhalten zu können.

Café Hygge schließt zum 16. Oktober

Hygge ist ein skandinavischer Begriff, der soviel wie kuschelige Gemütlichkeit ausdrückt. Sehr heimisch fühlt sich der Gast im Café Hygge im Norderneyer Hafenterminal. Doch leider nicht mehr lange. Denn das Café, das für seine leckeren Kuchen und Torten, für schmackhaftes Frühstück, Kaffeespezialitäten und feine Speisen bekannt ist, schließt zum 16. Oktober. Das bestätigte Dorit Richter, die mit ihrem Mann Klaus in der fünften Saison das Hygge leitet. Zuvor hatte das Paar 20 Jahre das Pique am Weststrand betrieben.

Grund für die Schließung des Hygge ist vor allem die Gesundheit. Dorit Richter bäckt alle Kuchen selber und steht dafür spätestens um vier Uhr morgens auf. „Ich backe wie eine Landfrau“, beschreibt die 54-Jährige ihre Kuchen, die wie früher schmecken. Aber die viele Arbeit fordert auch ihren Tribut. Dazu kam ein gesundheitliches Problem,das Dorit Richter für eine Weile aus dem Verkehr gezogen hat.

Corona legte dazu den Betrieb einige Wochen lahm. Und Klaus Richter hat bald die Pensionsgrenze erreicht. Mehr Personal können sie nicht einstellen, da Wohnraum fehlt. Und so fiel die Entscheidung, das Hygge zu schließen – auch, wenn das Café für Dorit Richter eine Herzensangelegenheit ist. Und, wer weiß? Vielleicht gebe es irgendwann noch mal ein „Lille Hygge“, sagt Dorit Richter. Wie es am Hafen weitergeht, weiß sie nicht. Aber es gebe wohl bereits mehrere Interessenten für das kleine Café mit Ausblick.

Guter Zeitpunkt, um aufzuhören

„Irgendwann ist die Zeit da“, sagt Franziska Scheerer, die mit ihrem Mann Uwe das „Scheerers Restaurant“ in der Bismarckstraße leitet. Zu Ende 2023 schließt das Restaurant, das dann im 13. Jahr besteht. Uwe Scheerer hat seit seinem 14. Lebensjahr gearbeitet, ist Kellner und Koch – „irgendwann ist es genug“, so Franziska Scheerer. Noch dazu werde es seit zwei Jahren immer schwerer, ein Restaurant zu betreiben, sagt die 59-jährige Konditormeisterin. Und das liegt nicht nur an Corona. „Die Preise steigen wie verrückt.“

ScheerersDas Scheerers in der Bismarckstraße hat noch bis Ende 2023 geöffnet.

Jetzt sei ein guter Zeitpunkt, um aufzuhören. Da das Restaurant eine gute Lage habe, werde es sicher einen Nachfolger geben. Bis dahin gibt es bei Scheerers weiterhin eine umfangreiche Speisekarte mit einem Schwerpunkt auf Fleischgerichten. Zurzeit arbeitet der Betrieb mit zwei Ruhetagen. Ab Oktober geht es wieder in die sechs-Tage-Woche.

Das Scheerers arbeitet nach elf Jahren mit Reservierungen jetzt ohne Anmeldung, erzählt Franziska Scheerer. Oft seien Gäste trotz Reservierung nicht gekommen. Und das ist ärgerlich, weil die Plätze freigehalten werden. Ohne Reservierung laufe es aber super, sagt die Gastronomin. Denn man sei flexibel und könne viel besser planen.

Gleiches Konzept, anderer Name

pesto pesto 4

Pesto Pesto Norderney

Ein Betreiberwechsel ist in der Langestraße geplant, da die Inhaber des Pesto Pesto die Insel verlassen. Auf Norderney soll an gleicher Stelle das Konzept mit spanischen Gerichten fortgesetzt werden, so der Plan. Die Pesto-Pesto-Erfinder wollen den Namen und das Konzept mit nach Münster nehmen. Mehr darf noch nicht verraten werden.

Pop-up-Saison

Nur vorübergehend ist voraussichtlich die Schließung der Butcheney Brasserie in der Kirchstraße. Als „Pop up Restaurant“ hatte es erst in diesem Frühjahr eröffnet Und seit dieser Woche ist es wieder geschlossen. „Wir verkürzen die Saison und sind für alles weitere offen“, sagt Gastronom Patrick Voeltz., der auch den Strandpieper an der Oase betreibt. Er sei sehr zufrieden mit der Pop-up-Saison und die Brasserie habe „ein schönes Gästepublikum“ angezogen. „Es hat Spaß gemacht.“

Dieses Jahr sei für die Gastronomie nicht so gelaufen, wie andere normale Jahre. Die Gäste hätten einfach weniger Geld für Extras. Und auch die Gaskrise müsse berücksichtigt werden. Voeltz meint, dass sich die Situation in der Insel-Gastronomie nach einem gewissen Hype jetzt langsam wieder auf ein Normalmaß einpendele und dass man gucken müsse, dass es vernünftig weitergehe: „Es wird alles etwas gesünder.“

Pasta und Pizza Manufactura

Leer steht das Restaurant Pasta & Pizza Manufactura, das aufwendig gestaltet wurde, aber nie richtig eröffnet hat. Für die Gastronomie-Räume wird ein neuer Inhaber gesucht.

Beitragsbild: Das Hygge lag Dorit Richter besonders am Herzen. Das Café mit den leckeren Kuchen und Torten schließt zu Mitte Oktober. Fotos: Leidig