News von Norderney

08.02.2022
Luftbild Langeoog - NLWKN
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Schäden auf den Inseln

Das Sturmtief Nadia Ende Januar hat Schäden auf den Inseln angerichtet. Auf Norderney haben die Wellen und der Wind die Abbruchkanten der Dünen in Richtung Inselosten vergrößert. An der Weißen Düne ist eine Kante am Aufgang entstanden und Versorgungsleitungen sind freigespült.

Auch die anderen Inseln sind betroffen. Auf Juist gab es Wassereinbrüche in das Kräutertal im Inselwesten. Auf Borkum gab es Schäden.  Und auf Langeoog schwindet das 2020 aufgespülte Sanddepot am Pirolatal (s. Beitragsbild / NLWKN). Mit jeder Sturmflut wird das Depot auf Langeoog schmaler, wie der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten und Naturschutz (NLWKN) berichtet. Eine Gefahr für die Insel und die Süßwasserlinse bestehe aber nicht. Denn die dahinter liegende 70 Meter breite Düne sei intakt.

Inseln sind vorgelagerte Wellenbrecher

Nach einer ersten Lageeinschätzung hat der niedersächsische Umweltminister Olaf Lies die künftig weiter steigende große Bedeutung des Küstenschutzes angemahnt, so eine Pressemitteilung. „Wir sind hier zwar bereits an breiter Front unterwegs“, so Lies. „Dabei setzen wir auf nachhaltige, möglichst naturnahe Maßnahmen, die einen einzigartigen Natur- und Wirtschaftsraum genauso schützen wie die ostfriesische Festlandsküste – schließlich sind die Inseln wichtige, vorgelagerte Wellenbrecher.“

Sorgen ernst nehmen

Lies kündigte an, das Thema zentral auch beim nächsten Treffen mit den Bürgermeisterinnen und Bürgermeister der Inselgemeinden anzusetzen. Er betont: „Die teilweise beeindruckenden Bilder von den Abrisskannten lösen verständliche Sorgen bei den Menschen aus, die wir sehr ernst nehmen.“

Bereich um Abbruchkanten meiden

Der NLWKN weist auf die natürlichen Gefahren hin, die gerade im zeitlichen Kontext von Stürmen in Abbruchbereichen gegeben sind. „Wir bitten Strandbesucherinnen und Strandbesucher ausdrücklich, den unmittelbaren Bereich rund um Abbruchkanten großräumig zu meiden.“

Dünenverstärkung für den Sommer geplant

Eine detaillierte Vermessung der Schäden könne schon aus technischen Gründen – die Arbeiten erfolgen teils aus der Luft – erst nach einer Beruhigung der Wetterlage erfolgen, so eine Carsten Lippe, Sprecher des NLWKN. Auch im weiteren Verlauf gab es unruhiges Wetter und weitere leichte Sturmfluten. Eine kurzfristige Zwischenbilanz habe hier immer nur eine begrenzte Aussagekraft. Eine Schlussbewertung und die konkrete Festlegung von eventuell erforderlichen Maßnahmen werde unmittelbar nach Ende der Sturmflutsaison stattfinden, um die Funktionsfähigkeit der Schutzdünen rechtzeitig vor Beginn der Sturmflutzeit im Winterhalbjahr 2022/23 wiederherzustellen.

Auf allen Inseln sei mit einem verstärkten Bedarf an Sandfangmaßnahmen zum Wiederaufbau der teilweise erodierten Dünenfüße zu rechnen, so die Mitteilung. Für die Inseln Norderney und Langeoog seien noch für dieses Sommerhalbjahr konkrete größere Dünenverstärkungs- beziehungsweise Strandaufspülungen – so wie zum Beispiel 2019 auf Norderney – erforderlich.

Für Wangerooge könnte zudem eine kleinräumige Dünenverstärkung an den Nord-Ost-Dünen nötig werden. „Vorsorglich wurden für die erforderlichen Maßnahmen Küstenschutzmittel aus der Gemeinschaftsaufgabe zur Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes eingeplant“, sagt Prof. Frank Thorenz, Leiter der für den Inselschutz zuständigen NLWKN-Betriebsstelle Norden.

Die vorhandenen Schutzanlagen sind laut NLWKN für deutlich stärkere Sturmflutereignisse konzipiert. So seien Ende Januar auf den Ostfriesischen Inseln Wasserstände von rund 1,75 Meter über dem mittleren Tidehochwasser erreicht worden. Im Jahr 2013 seien es etwa 2,90 Meter gewesen. Damit seien bei dem Sturmtief Nadia keine ungewöhnlichen Sturmfluthöhen aufgetreten, sagt Thorenz.

Keine akute Gefahr

Nach Einschätzungen des NLWKN habe es sich bei den Ereignissen um ein winterliches Sturmflutgeschehen gehandelt, das in dieser Form an den sandigen Küsten und Stränden von den Fachleuten regelmäßig erwartet wird. Eine akute Gefahr sei nach derzeitiger Einschätzung an keinem Inselabschnitt gegeben. Der NLWKN beobachte und analysiere die Entwicklung der Dünen und Inselstrände ganzjährig sehr aufmerksam.

„Die Sturmfluten haben im Wesentlichen Sandverluste an den vom NLWKN erwarteten Stellen erzeugt“, so Lies. Im Verlauf des Winterhalbjahres 2021/2022 seien in Folge der eingetretenen leichten Sturmfluten zum Teil mehrfach die Strand- und Dünenverhältnisse vermessen worden. Basierend hierauf seien bereits vor den jüngsten Ereignissen erste Schätzungen von potentiellen Gefährdungen für die Schutzdünen und den Bedarf an Schutzmaßnahmen für das Jahr 2022 vorgenommen worden.

Genaue Vermessungen, die eine Quantifizierung der Sandverluste erlauben, seien jedoch sturmflut- und tidebedingt erst bei ruhigeren Wetterbedingungen möglich. „Die jüngsten Entwicklungen unterstreichen noch einmal die Bedeutung der Aufspülungen und Verstärkungen in den vergangenen Jahren unter anderem auf Langeoog oder im Westteil von Juist “, so Lies. Die hier eingebauten Verschleißkörper und Dünenverstärkungen würden laut NLWKN ihre Aufgabe erfüllen, die Sturmflutsicherheit der Schutzdünen sicherzustellen.

Beitragsbild: Luftbild Pirolatal Langeoog / NLWKN