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Norderney Inside

14.08.2020
Schülke wird zu Wasser gelassen
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„Otto Schülke“ kehrt zurück

Aus einer fixen Idee entstand auf Norderney 2016 ein beeindruckendes Projekt: Eine Handvoll Insulaner nahm  sich vor, einen Rettungskreuzer zurück zur Insel zu bringen. Bald ist es soweit: Die „Otto Schülke“ kehrt zurück.

Probefahrt von Bremerhaven nach Hooksiel

Nach vielen Jahren wieder auf großer Fahrt: Die Schülke auf dem Weg von Bremerhaven nach Hooksiel.

Die „Otto Schülke“ war ein Seenotrettungskreuzer der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) der 19 Meter Klasse. Er wurde 1969 von der Schweers-Werft in Bardenfleth gebaut.

30 Jahre auf Norderney stationiert

Rund 30 Jahre war der Kreuzer auf Norderney stationiert. In diesen Jahren rettete die Besatzung unzählige Menschen aus Seenot. Die Männer in Rot leisteten Hilfe bei technischen Problemen bei der Berufsschifffahrt, bei Fischern oder Sportbootfahrern. Manchen Schwimmer oder Wattwanderer retteten sie aus gefährlichen Situationen.

1997 wurde die Schülke ausgemustert. Ihr Nachfolger war bis 2018 die „Bernhard Gruben“. Sie wurde abgelöst durch die „Eugen“. Die Schülke wurde erst nach Island und dann 2001 nach Norwegen verkauft. Dort lag sie im Hafen und wurde zuletzt nicht mehr bewegt. Der Besitzer wollte sie verkaufen. Über das Verkaufsangebot berichtete unter anderem das Nordsee-Magazins des Norderneyer Zimmerservice im Juni 2015.

Museumsschiff

Nach vielen Jahren in fremden Ländern ist die Schülke nun endlich wieder in Deutschland. Wenn alles gut geht, soll der Kreuzer bald nach Norderney kommen und als Museumsschiff im Hafengebiet liegen.

Museumsverein gegründet

Seit der ersten Idee vor vier Jahren ist unglaublich viel geschehen. Das Schülke-Team hat den Verein „Museumskreuzer Otto Schülke“ gegründet und viele Mitglieder gewonnen.

Vereinsvorstand des Museumskreuzer Otto Schülke

Das Team des Museumsvereins (hier der Vorstand) hat in kurzer Zeit schon viel erreicht.

Mit einem Crowdfunding-Projekt, vielen Info-Aktionen, Benefiz-Veranstaltungen und Verkäufen von Schülke-Artikeln haben die Initiatoren Geld gesammelt. Es gibt unter anderem T-Shirts und sogar einen speziellen Schülke-Schluck zu kaufen (www.nörderneer.de).

Viele Unterstützer

Mit ihrer Begeisterung haben sie auch die Verantwortlichen in der Stadt, beim Staatsbad und im Landkreis angesteckt. Viele bieten ihre Unterstützung an. Schließlich konnten sie mit ihrem Projekt sogar die Entscheider des Wattenmeer-Achter überzeugen und über das LEADER-Programm eine EU-Förderung bekommen.

Teure Aktion

Die Unterstützung von allen Seiten ist aber auch nötig, denn das Projekt kostet richtig viel Geld. Zuerst musste der Besitzer in Norwegen überzeugt werden, das Boot zu einem bezahlbaren Preis an die Norderneyer zu verkaufen. 60.000 Euro sollte es kosten. Sie schafften es, bis Ende 2018 mehr als 70.000 Euro zu sammeln.

Die Schülke wurde von Norwegen nach Bremerhaven transportiert.

Die Schülke wird von Norwegen nach Bremerhaven transportiert.

Das Geld brauchten sie, denn mit dem Kauf war es nicht getan. Und jetzt ging die Arbeit erst richtig los. Als erstes musste das Schiff nach Deutschland kommen.

Mithilfe der Fördergelder und viel Unterstützung ging die Schülke im September 2019 auf ihre Seereise von Norwegen nach Bremerhaven. Allerdings hatte sie ein schwimmendes Transportmittel, denn mit eigener Kraft war die Fahrt nicht möglich.

Die Maschine läuft

In Bremerhaven eingetroffen, brachten die Vorstandsmitglieder und weitere Helfer das Schiff wieder technisch in Gang. Der Hilfsdiesel lief trotz langem Stillstand bald wieder einwandfrei.

Die Elektrik war in Ordnung und die Ruderanlage konnte repariert werden. Schließlich brachte das Team sogar die Hauptmaschine zum Laufen.

Rettungskreuzer Kuchenbecker

Das Schwesterschiff „Kuchenbecker“ ist im Juni im Norderneyer Hafen zu Gast.

Mitte Juni 2020 war das Schwesterschiff der Schülke, die „Kuchenbecker“, zum Kurzbesuch auf Norderney. Der ehemalige Rettungskreuzer ist bereits museal: Nach einer Restaurierung durch einen eigens gegründeten Verein befindet sich das Schiff im Büsumer Museumshafen. Da der Kartentisch des Kreuzers nicht mehr benötigt wird, wurde er an die Norderneyer Vereins-Crew übergeben.

Erste große Fahrt

Anfang August 2020 erfolgte voller Stolz und mit großer Freude die erste große Fahrt der Schülke auf eigenem Kiel von Bremerhaven nach Hooksiel.  Die aktuellen Rettungskreuzer „Rudolf Meyer“ und „Bernhard Gruben“ begleiteten die Schülke auf der Fahrt.

Update 14.8.: In dieser Woche wurde die Schülke an Land gehoben. An ihrem Stellplatz in Hooksiel werden in den kommenden Wochen die anstehenden Reparturen und Lackierarbeiten ausgeführt. Der aktuelle Plan sieht vor, dass das Schiff im Frühjahr 2021  nach Norderney kommt.

„Ohne Probleme hat sie ihre erste lange Reise aus eigener Kraft gemeistert. Nun geht es zum Aufhübschen in die Werft nach Hooksiel“, heißt es auf der Homepage des Vereins.

Informative Homepage

Auf der Internetseite des Vereins ist die gesamte Geschichte der Schülke und ihrer Rettung sehr gut dokumentiert. Es gibt viele aktuelle und historische Fotos zu sehen. Und sogar ein Video ist eingestellt, in dem der Motor zu hören und zu sehen ist.

Tochterboot Johann Fidi

Das Tochterboot „Johann Fidi“ ist bereits auf Norderney.

Schon seit einiger Zeit ist das fünfeinhalb Meter lange Tochterboot, die „Johann Fidi“, wieder auf der Insel. Der kleine Flitzer wird derzeit auf Norderney fit gemacht. Die Restaurierung geht zügig voran.

Auf der Wiese am Hafen wird die Schülke bald zu besichtigen sein.

Auf dieser noch kargen Wiese am Hafen ist die Schülke bald zu besichtigen.

Wiese am Hafen

So soll es auf Norderney bald ein Museumsschiff mit Inselgeschichte geben. Die „Otto Schülke“ bekommt auf der Wiese am Hafen ihren Platz. In Ergänzung zur Ausstellung am Rettungsbootschuppen am Weststrand und in Kooperation mit der DGzRS-Ortsgruppe können dann alle Interessierten noch mehr über die Arbeit und Geschichte der Seenotretter erfahren.

„Otto Schülke“ kehrt zurück

Man muss schon sehr optimistisch sein und ein großes Durchhaltevermögen haben, um ein solches Projekt zum Ziel zu bringen. Und es dauert, bis die Aktiven wirklich sagen können: Die „Otto Schülke“ kehrt zurück. Doch das Team ist gut dabei. Unterstützer sind sehr willkommen und können sich als Mitglieder oder Förderer einbringen. (Konto RVB Fresena – DE23 2836 1592 7100 3665 00).

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Fotos: Museumskreuzer Otto Schülke e.V.; Leidig