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Norderney Inside

11.08.2010
Amerika bei Friedeburg
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Amerika

Auswanderung nach Norderney oder Amerika

Amerika bei FriedeburgIm 19. Jahrhundert hieß es in Ostfriesland: „Auf die Inseln oder nach Amerika!“ Grund für die Auswanderung waren die schlechten Zukunftsaussichten im Rheiderland, Krummhörn und Ostfriesland. Die Auswanderungen begannen allerdings schon viel früher. Traditionell sind die Beziehungen zwische Ost- und Westfriesland sehr eng. Durch diese engen Beziehungen kamen bereits recht früh Ostfriesen nach Nieuw Niederland, der amerikanischen Ostküste.

Kam man Mitte des 17. Jahrhunderts nach Nieuw Amsterdam (heute New York) und wollte nach Long Island, so fuhr man mit Egbert van Borssum (Borsum bei Emden) über den East River, er betrieb auch eine Gaststätte – gehörte sozusagen zu den ersten Geschäftsleuten in der Neuen Welt. Als die Engländer die holländischen Siedlungen 1664 übernahmen, hörte der Zuzug der Ostfriesen zunächst auf. Die große Welle der Auswanderung begann Mitte des 19. Jahrhunderts und ging über Bremerhaven, in Emden verließen nur vereinzelt Auswandererschiffe den Hafen mit Ziel New York.

Insgesamt sind so viele Ostfriesen ausgewandert, dass man mit Recht behaupten kann, dass jede zweite ostfriesische Familie verwandschaftliche Beziehung in die USA hat. 1884 wurden in Breda (Iowa) zum ersten Mal die Ostfriesischen Nachrichten herausgebracht – die Zeitung existierte bis 1971 und war wichtigstes Bindeglied zwischen Amerika und Ostfriesland und sichtbares Zeichen der Ostfriesischen Kultur in den Vereinigten Staaten. Da Mitte des 19. Jahrhunderts der wirtschaftliche Aufschwung Norderneys begann, spielte die Auswanderung für die Insulaner keine Rolle, vielmehr wurden Arbeitskräfte vom benachbarten Festland angeworben. Norderney ist bis heute ein Ziel für Arbeitsemigranten geblieben – ohne Greencard Lotterie.

Artikel von Hartmut Dirks, Welt – Online:

Der Sozialwissenschaftler Wolfgang Grams vom „Institut Routes to the Roots“ in Oldenburg bestätigt diesen Trend: „Im 19. Jahrhundert wanderten rund 150 000 Ostfriesen in die USA aus. Sie siedelten sich hauptsächlich in Iowa, Illinois, Wisconsin und Nebraska an. Schätzungsweise drei bis fünf Millionen Amerikaner haben Wurzeln in Ostfriesland. Rund 50 000 sprechen noch heute Friesisch oder Platt.“ Grams hat sich lange Zeit an einer Forschungsstelle der Universität Oldenburg wissenschaftlich mit dem Thema der Ostfriesen-Emigration beschäftigt. Seit Mitte der neunziger Jahre beobachtet er einen starken Zuwachs der Internet-Kontakte: „Immer mehr Amerikaner fragen sich in einer großen, multi-ethnischen Nation, woher sie kommen, was für Menschen in dem Ursprungsland der Familie leben und welche Sprache dort gesprochen wird.“

In Cedar Rapids, einer Stadt mit rund 140 000 Einwohnern im US- Bundesstaat Iowa wohnen Sharon und Dave Oltmanns. Schon der Nachname verrät die ostfriesische Abstammung. Sharon Oltmanns: „Nicht nur die Familie meines Mannes emigrierte aus Ostfriesland. Auch meine Vorfahren, die Tobiassen, stammen von dort. Das Telefonbuch in Cedar Rapids ist voll mit ostfriesischen Nachnamen. Fast alle können sich an ihre Vorfahren erinnern, und viele suchen nach den Orten, aus denen die Einwanderer stammen.“

Tee und andere ostfriesische „Kulturgüter“ können die Oltmanns und andere Bürger in ihrer Stadt kaufen. Zwei Supermärkte versorgen sie dort zusätzlich mit deutschen Produkten. Im Jahr 2004 wollen sich die Oltmanns einen Traum erfüllen. Die beiden Nachfahren von Pionieren Amerikas wollen erstmals in das Land ihrer Ahnen reisen.

Linktipp:

Bericht über die Marx Brothers – (Vorfahren stammen aus Dornum)