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Kultur

08.04.2016
gestrandet lauf
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Gestrandet – Warten auf Asyl in Ostfriesland

Ostfriesland / Strackholt – In Ostfriesland fast unbemerkt, in der deutschen Film- und Kulturszene viel beachtet fand gestern die Premiere der Filmdokumentation „Gestrandet“ von Lisei Caspers statt. Strackholt liegt im tiefsten Herzen der ostfriesischen Halbinsel, in dem bäuerlich geprägten Ort spielt sich das Leben zwischen Trecker, Schützenverein und Boßeln ab. Für die 1500 Einwohner gehören dunkelhäutige bislang nicht zum gewohnten Straßenbild.

Dokumentation Gestrandet

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Asyl in Ostfriesland

Der Film hat das Niveau einer sehr guten TV-Dokumentation und ist mit 75 Minuten knackig, kurz. Beschrieben wird durch die Augen eines pensionierten Lehrers und einer Journalistin wie die Männer seit 2014 auf die Bearbeitung ihrer Asylanträge warten. Die Zuweisung von Amman, Mohammed, Ali, Hassan und Osman aus Eritrea nach Strackholt ist eigentlich schon eine Art Ostfriesenwitz – wer um alles in der Welt denkt sich so etwas aus? Selbst für einen Süddeutschen wäre das Leben als Ein-Euro-Jobber in der ostfriesischen Provinz mehr als frustrierend. Es verwundert nicht, daß die jungen Eriträer sich während der monatelangen Warterei auf den Asylbescheid mehr und mehr zurückziehen, mehr und mehr zermürben.

gestrandet Film

Die Helfer sind enttäuscht, da ihre Schützlinge sich nicht so verhalten wie es erwartet wird. Nur einer findet Anschluß in der Dorfkneipe, der gehörlose Osman, ausgerechnet. Ein Film der zum Denken anregt, allerdings trotz der Kürze Längen hat. Die notgedrungene Passivität der Asylanten könnte besser in Kinobilder übertragen werden. Die Schizophrenie einer Gesellschaft die Asylanten einfach in der tiefst möglichen Provinz abstellt ist aber genug Daseinsberechtigung für dieses Filmprojekt rund um das Thema Asyl.

Gestrandet, Dokumentation, Deutschland 2016, Regie: Lisei Caspers

Neu im Kino „Gestrandet“, Filmbesprechung Deutschlandradio Kultur