News von Norderney

Kultur

08.05.2010
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Beach Boys auf Juist

Schwule auf Juist sehnen sich nach NorderneyDas Fußballinselduell Juist gegen Norderney hat mit einem für Juist vernichtenden 8:1 Sieg von Norderney geendet.

Von den 800 Zuschauern auf Juist kamen die Hälfte mit einem Sonderschiff aus Norderney. Die Juister hatten keine Chance und die Zuschauer der Nachbarinsel verhielten sich vielleicht deshalb verbal unsportlich. Wahre Größe zeigt sich im Verlieren. In einem offenen Brief entschuldigten sich nachher die Juister Zuschauer für ihre verbalen Entgleisungen – Chapeau! Gerne wird dies angenommen.

Ein bißchen Rivalität ist ja ganz schön, aber eigentlich mögen wir uns ja ganz gerne. Juisterinnen fahren in unsere Geburtshilfeabteilung, damit das Kind ein Insulanern wird. Auf dem Gymnasium in Norden geht man in die gleiche Klasse, es gibt viele Ehen zwischen Juisterinnen und Norderneyern (und umgekehrt). Der Leiter der Bank auf Juist kommt von Norderney, unsere Sport-Trainerin der Leichtathletik-Gruppe (sie selbst gewinnt in der Regel bei Sport-Wettkämpfen) kommt von Juist. Viele Gäste lassen nichts auf ihr Zauberland kommen und lieben den Charme und die Ruhe der Insel. Nur die Beach Boys von Ralf König sind unzufrieden, die maulen bei einem Spaziergang zur Kalfarmer mit Blick auf die Nachbarinsel:“ Nächstes mal fahren wir nach Norderney, dort gibt es wenigstens eine Schwulenbar.“

rororo, ISBN-10 3499134578, 144 Seiten, 14. Auflage

Rezension bezieht sich auf: Beach Boys (tomate) (Taschenbuch):

Diese genial erzählte Geschichte spielt sich innerhalb eines Viertageszeitraumes ab, nämlich zwischen Karfreitag und Ostermontag, an verschiedenen Orten. Und doch kennen sich alle Hauptpersonen von irgendwoher, und König versteht es, die Leben der Akteure geschickt miteinander zu verweben. Nach bewegenden Erlebnissen treffen alle am Schluß aufeinander (beim Marianne-Rosenberg-Konzert), wie durch „den Wind des Lebens“ zusammengeweht – meisterhaft! Neben dem tobenden prallen Leben wie Discobesuche, WG-Luft, politische Diskussionen (super dargestellt: die Vertreter der einzelnen Parteien), Auseinandersetzung mit den Eltern und Beziehungskrise gibt es auch traurige und nachdenkliche Momente. König setzt dies sehr gut um in einer nächtlichen Wald-Szene, deren Stimmung den Leser unweigerlich gefangennimmt. Bei dieser Gelegenheit lernt man auch ein wunderschönes Theodor-Fontane-Gedicht kennen… Dieses Buch hat mich emotional berührt wie kein anderer König; vieles kann man lebhaft besonders gut mit- und nacherleben. Fast könnte man sagen, wer sich diesen einen Band zulegt, ist rundum bedient und kennt eigentlich alles, was Schwule bewegt.