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Wirtschaft

29.03.2022
Krabbenkutter
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Krabbenfischer kämpfen um ihre Existenz

Es ist ein schönes Bild, das sich in diesen Tagen im Norderneyer Hafen zeigt. Krabbenkutter in allen Farben liegen an der Spundwand. Heute sind es sieben Kutter, die im Norderneyer Hafen Station machen. Weitere Schiffe liegen vorm Hafen vor Anker. So schön der Anblick ist, so unschön ist der Anlass. Denn die Krabbenfischer kämpfen um ihre Existenz.

Unfreiwillig auf Norderney

So sind die Krabbenfischer aus Ditzum, Fedderwardersiel, aus Greetsiel oder Norden nicht unbedingt freiwillig auf Norderney. Die hohen Dieselkosten sind der Grund, warum sie im Inselhafen Halt machen, erzählt Timo Borg aus Ditzum. Seine „Stiene Bruhns“ hat am Vormittag an der Mole festgemacht.

Timo Borg KrabbenfischerTimo Borg ist Krabbenfischer in dritter Generation – doch auch er muss sehen, wie er über die Runden kommt.

Hohe Dieselpreise

Normalerweise würden sie in dieser Jahreszeit in Dänemark oder vor Sylt nach Krabben fischen. Doch die Dieselpreise lassen weite Fahrten im Moment nicht zu: „Das Risiko ist zu groß“, sagt Borg. Zumal im März und April das Fischen eher ein Glücksfall ist und sie die Fanggründe suchen müssen. Doch für diese Tests, auch vor Norderney, ist der Sprit einfach zu teuer. Und auch die Heimfahrt – „zu Frau und Kind“, wie der Kollege ruft – ist zu aufwendig.

500 Euro kostet eine Fahrt nach Sylt, sagt Timo Borg. Das rechnet sich einfach nicht. Darum fischen die Kutter zurzeit nah an den Häfen. Und die Betreiber müssen sich mit dem zufrieden geben, was sie kriegen können.

Schlechte Erzeugerpreise

Zu den hohen Dieselkosten – von 50 Cent in 2021 auf jetzt 1 bis 1,35 Euro – kommen die schlechten Erzeugerpreise hinzu. Und auch die Besatzung muss bezahlt werden. „Die laufenden Kosten laufen weg“, sagt Timo Borg. Und für Rücklagen bleibt nichts übrig. „Es ist an der Grenze, dass es noch rentabel ist.“

Die Krabbenfischerei ist ohnehin ein schwieriges Metier. 2010 kam es wegen schlechter Preise zu einem Streik der Fischer. Und in den letzten Jahren wurde es nicht besser. Im Gegenteil: 2019 war ein schlechtes Jahr für den Krabbenfang, die Preise waren im Keller. Dann kam Corona, und auch 2021 war miserabel. „Und jetzt geht es total in die Hose“, sagt Borg. Der Ostfriese ist in dritter Generation Fischer: „Ich kann mir nichts anderes vorstellen.“ Und das Schiff ist nun einmal an die Krabbenfischerei gebunden. So schnell trennt man sich nicht von dem Kutter. Borg weiß aber auch von Kollegen zum Beispiel aus Büsum, die noch den April abwarten. Und wenn es dann nicht besser wird, geben sie auf.

Pulerei per Ultraschall

Von der neuen Technologie der Krabbenpulerei per Ultraschall sind die Krabbenfischer offenbar noch nicht ganz so überzeugt. Das System müsse erst noch erprobt werden und auf große Mengen eingestellt sein. Dann werde sich zeigen, ob es sich rechnet, sagt Timo Borg mit verhaltenem Optimismus.

Ab in die Koje

Es ist 12 Uhr Mittag und er und seine Kollegen waren seit dem Vortag um 17 Uhr unterwegs. Jetzt haben sie noch etwas gegessen und dann geht es ab in die Koje. Sie versuchen, den Schlaf aufzuholen. Denn um 17 Uhr geht es wieder raus. Gefischt wird die ganze Nacht hindurch.