News von Norderney

18.02.2023
Otto Diersch Foto: DGzRS
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Inselfähre aus Seenot gerettet

Die Seenotretter der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) haben am Freitagabend eine kleine Inselfähre aus Seenot gerettet. Wie die DGzRS mitteilt, kamen die zwölf Menschen an Bord mit dem Schrecken davon. Sehr stürmisch war es am gestrigen Freitag bei Windstärken um acht Beaufort. Und die stürmischen Winde wurden der kleinen Inselfähre zum Verhängnis. Das acht Meter lange Boot „Töwi II“ war auf dem Weg von Norddeich nach Juist, als der Motor streikte und der Wind das Boot auf den Norddeicher Leitdamm drückte. Das mit zwölf Personen besetzte Boot kam am Damm fest und nicht mehr von selber los.

Schnelle Hilfe kam von den freiwilligen Seenotrettern der DGzRS-Station Norddeich. Die Besatzung des Seenotrettungsboots „Otto Diersch“ befreite sie aus der bedrohlichen Lage. Die Passagiere, darunter auch Kleinkinder, und zwei Besatzungsmitglieder kamen mit dem Schrecken davon.

Motorprobleme bei stürmischem Wind

Gegen 18.10 Uhr war ein Notruf bei der von der DGzRS betriebenen deutschen Rettungsleitstelle See in Bremen eingegangen. Gemeldet wurde, dass etwa eine halbe Seemeile vor der Norddeicher Hafeneinfahrt die Schnellfähre mit Außenborder Motorprobleme hatte. Der stürmische West-Nordwest-Wind drückte die „Töwi II“ auf die gefährlichen Steine des östlichen Leitdamms. Dort kam das Boot fest und drohte durch den Seegang großen Schaden zu nehmen.

Kollision mit Schwesterboot

Ein Freischleppversuch eines Schwesterbootes scheiterte. Beide Kleinfähren kollidierten dabei miteinander und wurden zusätzlich beschädigt. Das zur Hilfe gekommene Boot konnte allerdings kurz darauf aus eigener Kraft Norddeich erreichen.

Bereits 20 Minuten nach Alarmierung der Freiwilligen-Besatzung war das Seenotrettungsboot „Otto Diersch“ am Einsatzort. „Es war schon fast dunkel. Die See schlug ständig über die beiden Leitdämme hinweg, dazwischen standen etwa anderthalb Meter Welle. Wir mussten uns äußerst vorsichtig an den Havaristen herantasten“, beschreibt Bootsführer Richard Kölber die auch für die Seenotretter gefährliche Situation.

Mit dem Bug in den Wind

Der erfahrene Bootsführer drehte die „Otto Diersch“ mit dem Bug in den Wind und mit dem Heck zum Leitdamm, um sich mit dem Seenotrettungsboot notfalls schnell frei arbeiten zu können. „Bis zu den Steinen waren es nur etwa zwei Bootslängen – bei diesem starken Wind ist das praktisch nichts“, schildert Kölber.

Trotz zielgenauer Leinenwürfe der Seenotretter gelang es der zweiköpfigen Besatzung des kleinen Fährbootes durch den starken Seegang erst im vierten Anlauf, die Leinenverbindung herzustellen. Eile war geboten: Der stürmische Wind hob den Havaristen immer wieder aus dem Wasser und drückte ihn erneut auf die gefährlichen Steine.

Töwi im Schlepp Foto: DGzRSDas Seenotrettungsboot „Otto Diersch“ hat die kleine Inselfähre „Töwi II“ auf den Haken genommen und schleppt sie nach Norddeich. Foto: Die Seenotretter – DGzRS

Im Schlepp nach Norddeich

Mit Vorsicht befreiten die Seenotretter die „Töwi II“. Glücklicherweise konnte kein Wassereinbruch festgestellt werden, so die Mitteilung. Im Schlepp des Seenotrettungsbootes ging es nach Norddeich. Im Osthafen legten die freiwilligen Seenotretter den Havaristen zunächst sicher an seinen regulären Liegeplatz.

Die Rettungsleitstelle See der DGzRS bestellte zur Sicherheit einen Rettungswagen dorthin. Doch die zehn Fahrgäste und die beiden Crewmitglieder kamen mit dem Schrecken davon. Mit Unterstützung eines Besatzungsmitglieds des zwischenzeitlich in Norddeich eingetroffenen Seenotrettungskreuzers „Hans Hackmack“, derzeit auf Norderney stationiert, wurde der Havarist zu einer Slipanlage verholt, um ihn mit einem Kran an Land zu setzen.

Beitragsbild: Archivbild des eingesetzten Seenotrettungsbootes „Otto Diersch“ / Foto: Die Seenotretter – DGzRS, Peter Palkowski