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Natur

04.06.2022
Sandaufspülung NLWKN
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125.000 Kubikmeter Sand

Die mehr als 20 leichten Sturmfluten des zurückliegenden Winters sind auch an Norderney nicht spurlos vorübergegangen. Und diese Sandverluste sind deutlich zu sehen und zu spüren. Daher sollen zur Verstärkung der Schutzdüne vor der Norderneyer Kugelbake 125.000 Kubikmeter Sand aufgeschüttet werden. Das hat der NLWKN (Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz) heute mitgeteilt.

Beginn nach Pfingsten

Demnach sollen nach Pfingsten die ersten Arbeiten mit der Kampfmittelsondierung beginnen. Der Abschluss des Küstenschutzprojekts sei bis September vorgesehen, so die Mitteilung. Eine solche Maßnahme kostet: Die Finanzierung des knapp 3,7 Millionen Euro teuren Vorhabens auf Norderney erfolge aus Mitteln der Bund-Länder-Gemeinschaftsaufgabe zur Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes.

Von Buhne X1 bis zur Weißen Düne

„Das zurückliegende ereignisreiche Winterhalbjahr hat an der Schutzdüne an der Kugelbake zu Dünenabbrüchen von bereichsweise mehr als 20 Metern geführt“, erläutert Prof. Frank Thorenz, Leiter der für die Ostfriesischen Inseln zuständigen NLWKN-Betriebsstelle in Norden. Der betroffene 1.300 Meter lange Dünenbereich beginne im Bereich der Buhne X1 und reiche bis zum Strandbad an der Weißen Düne. Diese Schutzdüne sichere den östlichen Teil der Ortslage und das Trinkwassergewinnungsgebiet vor Überflutungen durch Sturmfluten. Und deshalb spiele sie eine wichtige Rolle für den Küstenschutz auf der Insel.

Randdüne ist deutlich zu schmal

„Der Restbreite der Randdüne beträgt auf einer Höhe von acht Metern teilweise nur noch 15 Meter und ist damit deutlich zu schmal, um ihre Funktion für den Sturmflutschutz zu erfüllen“, erläutert Thorenz. Die Ursache für die aktuell starken Dünenabbrüche seien sehr niedrige und schmale Strände, die durch eine derzeit nicht ausreichende Sandversorgung dieses Inselbereichs verursacht würden.

„Im Bereich der Kugelbake erreichen Sandbänke aus dem Riffbogen des Norderneyer Seegats mit Intervallen von etwa ein bis zwei Jahrzehnten die Insel. Derzeit liegen diese noch deutlich vor der Insel, sodass mit weiteren Dünenabbrüchen in Sturmfluten zu rechnen ist“, erklärt der Küstenschutzexperte. Eine ähnliche Situation führte im Winter 1980/81 zu einem Dünendurchbruch der Randdüne, erläutert Thorenz. Diese konnte in den Folgejahren mit großen Anstrengungen wieder geschlossen werden.

Zwei Dünenketten

Um die Funktionsfähigkeit der Düne wiederherzustellen, müsse diese bis zum nächsten Winterhalbjahr verstärkt werden. „Hierzu nutzen wir den gesamten Schutzdünenbereich aus, der aus zwei Dünenketten besteht,“ so Thorenz.

So soll die seeseitige Dünenkette durch den Einbau von Sand auf einer Gesamtstrecke von knapp 900 Metern auf eine Breite von 50 Metern verstärkt werden. Zusätzlich werden an der lückenhaften südlichen Dünenkette an drei Stellen Verstärkungen vorgenommen. In dem Bereich liegt auch die Aussichtsplattform. Eine ausreichende Breite der Schutzdüne soll den Überflutungsschutz selbst bei Versagen des nördlichen Dünenriegels sicherstellen.

Bepflanzung mit Strandhafer

„Um eine optimale Einbindung in das Landschaftsbild zu erreichen, werden die Dünen mit unterschiedlichen Böschungsneigungen und Höhen gestaltet. Zusätzlich erfolgt eine Abdeckung mit örtlich gewonnenem vegetationsreichen Oberboden sowie eine Bepflanzung mit Strandhafer, um eine standorttypische Vegetation zu erreichen. Innerhalb des zwischen den beiden Dünenriegeln gelegenen Tales werden weiterhin im Rahmen einer Kompensationsmaßnahme künstliche Sandfangzäune entfernt, um die Naturnähe des Tals zu verbessern.“

Das Vorhaben im Profil: Die Randdüne wird auf eine Breite von 50 Metern und eine Mindesthöhe von 8 Metern über dem Meeresspiegel verstärkt und naturnah gestaltet (Bild: NLWKN).Sandaufspülung NLWKNDas Vorhaben im Profil: Die Randdüne wird auf eine Breite von 50 Metern und eine Mindesthöhe von 8 Metern über dem Meeresspiegel verstärkt und naturnah gestaltet (Bild: NLWKN).

Laderaumsaubagger und Spülleitung

Der Sand für die Norderneyer Dünenverstärkung wird mit einem Spezialschiff, einem sogenannten Laderaumsaugbagger, westlich von Norderney an der Robbenplate sowie im Fahrwasser des Dovetiefs gewonnen. Das Spezialschiff transportiert das Baumaterial in das Seegebiet westlich des Verstärkungsbereiches. Dort verbindet es sich über eine Koppelstation mit einer 350 Meter langen Spülleitung und pumpt den Sand zunächst in ein Depot an den Strand. Von dort wird er mit geländegängigen Spezialfahrzeugen in die Verstärkungsbereiche transportiert und mit Baggern profiliert.

Beginn noch im Juni

Die Maßnahme soll noch im Juni beginnen. „Zunächst wird die Spülleitung antransportiert, am Strand montiert und anschließend auf dem Meeresgrund positioniert“, erklärt NLWKN-Projektleiter Theo van Hoorn. Danach kann man den Laderaumsaugbagger „Christophorus“ der Spezialfirma Van den Herik GmbH bei der Arbeit vor der Insel beobachten. Das Schiff fasst knapp 1.000 Kubikmeter Sand.

Sandaufspülung NLWKN

Kreuzt in diesem Sommer vor der Insel: Der Laderaumsaugbagger „Chistophorus“ der Van den Herik GmbH (Bild: Van den Herik GmbH)

Bereich ist gesperrt

„Der Aufspülbereich selbst muss aufgrund der möglichen Gefahren während des Spülbetriebs vollständig gesperrt werden“, erläutert van Hoorn. Die Inselgäste können das Depot an der Seeseite passieren. Und sie können das Baugeschehen von der Aussichtsdüne beobachten. „Eine Überschneidung mit der Tourismussaison ist leider nicht zu vermeiden, da der Sandeinbau bis zum Winterhalbjahr fertiggestellt werden muss. Im Winterhalbjahr erfolgt dann die Bepflanzung der Düne mit Strandhafer,“ erläutert Thorenz.

Insgesamt ist die Insel Norderney durch 12,1 Kilometer Schutzdünen, 10 Kilometer Hauptdeiche, ein 4,7 Kilometer langes Dünendeckwerk und 32 Buhnen geschützt.

 

Beitragsbild: Die Abbruchkante der Schutzdüne vor der Kugelbake nach den Sturmfluten des letzten Winters (Bild: NLWKN).